Service schon nach 15.000 km ?

  • Guten Abend,


    gekauft haben wir unseren 1,9TDI (Bj. 2004) mit 84Tkm mit neuem Service. Den ersten hatten wir nun letztes Jahr im Juni bei 113Tkm, also knappe 30Tkm wie ich das von Golf IV, V und Octavia kenne (auch 1,9TDI).


    Nun zeigt er gerade bei 125Tkm noch 1.800km / 7 Tage bis zum nächsten Service an. 1 Jahr später oder eben dann ca. 128-113 = 15Tkm. Kann das sein?


    Ja, wir sind etwas mehr Kurzstrecke gefahren, aber weiterhin ein guter Mix. Das hätte ich nie erwartet.


    Grüße,
    Beni

  • Denke ich auch, wobei du beachten solltest, was für Öl die Werkstatt verwendet hat. Wenn es LL-Öl war ist das Intervall nur falsch gesetzt worden; hatte ich auch schon.


    Vorbeifahren und einfach weitersetzen lassen....wobei mir gerade einfällt, wurde den der Zahnriehmen bei 113tkm schon mitgemacht? Ansonsten könnte dies auch der Grund sein, für das verkürzte Intervall.

  • Vielleicht hatte da auch einfach mal nur jemand Intelligenz an den Tag gelegt und den Intervall EXTRA auf 15.000km verkürzt...


    Dann verrecken nämlich z.B. auch keine Nockenwellen!


    Ich bin gespannt ob wir irgendwann mal wieder vom den "Geiz ist geil"-Trend runterkommen, oder ob bis in alle Ewigkeit diese Longlife-Plörre in die Motoren gekippt wird, dass sie schön brav nach spätestens 10 Jahren kaputt gehen...


    Die Frage WARUM der Longlifeservice übrhaupt eingeführt wurde, kann ich euch in diesem Zuge auch gleich beantworten:


    1. Unter dem Deckmantel der Kundenfreundlichkeit (man muss ja nicht mehr so oft in die Werkstatt) wird einem doppelt so teures Motoröl reingekippt, so dass man am Material des Ölwechsels schon Garnichts mehr spart. Hinzu kommt, dass der Longlifeservice spätestens seit dieser Verschachtelung von Longlife-, Ölwechsel-, Intervall-, Inspektions- und Bremsflüssigkeitsservice sowieso total für die Katz ist, weil dir im schlechtesten Falle 2 Wochen nach dem Ölwechselservice dann irgendwas anderes aufleuchtet. Folglich werden die Einnahmen für die Vertragshändler nicht negativ beeinflusst.


    2. Das von VW freigegebene Öl ist nicht irgendwas besonderes, dass sich die Freigabe hart erarbeiten musste. NEIN! Es geht hierbei in erster Linie mal wieder nur ums Geld. Castrol "bezahlt" VW dafür, dass die deren Öl empfehlen. Die Bezahlung erfolgt natürlich nicht im klassischen Sinne, sondern über den Ölpreis selbst. Zur Freigabe selbst: Eine der Hauptbestandteile der Freigabe ist der sogenannte HTHS-Wert. Im vereinfachten Sinne beschreibt dieser Wert die Fließfähigkeit des Motoröls und beeinflusst natürlich auch den Kraftstoffverbrauch. "Dünnes" Öl -> weniger Kraftstoffverbrauch, aber mehr Verschleiß. Ein Fahrzeughersteller will in erster Linie sparsame Fahrzeuge bauen, wenn dann bei 150tkm der Motor mechanisch am Ende ist, interessiert das in erster Linie erst mal niemanden.


    3. Womit wir direkt an Punkt 2 anschließen können: Nach 8-10 Jahren und 150-200tkm (als Durchschnittswert) sollte das Fahrzeug soweit verbraucht sein, dass es für den Endkunden wirtschaftlicher erscheint ein neues Auto zu kaufen, als das alte nochmal reparieren zu lassen.


    Falls Interesse besteht, kann ich euch auch gerne mal ein paar Bilder von Longlife-Motoren zeigen, die mit einem guten Öl keinen dieser Schäden bekommen hätten.


    Ich beschränke mich hier mal auf den VAG-Sektor:


    Audi RS4 B5: 2.7l V6 Biturbo, eingelaufene Nockenwellen, gelängte Steuerketten bis hin zu komplett runden Kettenrädern!!!, durchgeriebene Hydrostößel, Schwarzschlamm und Ölverkokung im kompletten Motor.
    Das witzige oder eigentlich eher traurige hierbei ist, dass der Audi S4 B5 mit grundlegend identischem Motoraufbau und werkseitig OHNE LL-Service keines dieser Probleme hat!


    Polo 9N: 1.4er TDI mit Intervallen bis 50000!!! km: Verkokungen im Bereich der Verdichtungsringe, dadurch Ringbrüche, eingelaufene Nockenwellen, durchgeschliffene Hydros, verschlissene Ausgleichswellenantriebe (Kette Ölpumpenantrieb) und dadurch kapitale Motorschäden, usw.! 1.2er Benziner: Steuerkettenschäden


    "V"6-24V-Motoren (VR im Golf 4, Bora, A3, etc., R32, R36): Steuerkettenlängung -> Steuerkettenriss -> Motorschaden.


    1.4er 16V-Motoren: Ölverbrauch und Pleuellagerschäden, hervorgerufen von übermäßigem Verschleiß der aus schlechtem Öl resultiert.


    1.8T-Motoren: Durchgeschliffene Nockenwellenversteller. Gelängte Steuerketten.


    Zuletzt habe ich einen 2006er Touran mit dem 1.4TSI gemacht: 120tkm und Steuerkettenschaden. Längung der Kette hat die Motorlampe leuchten lassen. Ölwanne und Steuerdeckel waren extrem mit Ölkohle verkrustet. Diese Kohle ist wie Sand! Die Motorradfahrer, zumindest die Enduro-Fahrer, wissen wie sehr sich Ketten mit Sand vertragen.


    Für den Fall dass ihr bis hier gelesen habt und euer Auto länger fahren wollt, dann tut euch UND eurem Auto den Gefallen und macht alle 15.000km ODER 1x im Jahr einen Ölwechsel mit einem vollsynthetischen 5W40, nach Möglichkeit nach VW-Norm 505.01! Dieses Öl besitzt Hochdruckadditive, weil es ursprünglich für die PD-Motoren OHNE WIV entwickelt wurde. Ich kippe z.B. sowohl in meinen RS4, als auch in den Touran das Liqui Moly TopTec4100. Das "hatte" mal die 505.01-Freigabe, irgendwann wurde aber die Freigabe bezüglich der Viskositätsklasse auf 5W30 geändert. Da steht dann sinngemäß irgendwas drauf von "empfohlen für 505.01". Öltemperatur steigt durch die höhere Viskosität ein paar Grad, ebenso der Verbrauch. Letzters aber eher nur theoretisch als praktisch. Alles in allem fährt man ohne LL weitaus günstiger!

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